Bordeaux 2019 - Primeurs

Bordeaux 2019 – Großes Jahr in einem beispiellosen Kontext

Mit Bordeaux 2019 steht ein großes Jahr vor der Tür

Die Primeur-Kampagnen folgen aufeinander und ähneln sich, denn während man Jahr für Jahr eine vergleichbare Qualität beobachtet, mit jahrgangsspezifischen Unterschieden durch ihre Stärken und Einschränkungen, stellt sich der Jahrgang 2019 der schwierigen Herausforderung des Nachfolgers von 2018. Er wird sich dem Vergleich nicht entziehen können, auch wenn die Klimatologie und die Schwierigkeiten, die in diesen beiden Jahren aufgetreten sind, recht unterschiedlich sind. Er muss sich auch der Herausforderung der Primeurs stellen, während der derzeitigen Ausgangssperre in Frankreich.

Was es zu beachten gilt, ist im Titel dieses Absatzes zusammengefasst: Das Bordeaux-Jahr 2019 ist ein großes Jahr, das vor uns liegt. Warum ist das so? Weil es überall gute bis sehr große Weine gibt. Ob rot oder weiß, trocken oder süß. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich verwende nicht das Adjektiv “ hervorragend“, ich spreche „nur“ von einem großen Jahr, und das ist bereits ein sehr zentraler Punkt. Es gibt also etwas, worüber man sich freuen kann… zumindest das!

Der Markt, die Nachfrage, die Kunden – sie alle verlangen nach frischen, bekömmlichen, ausgewogenen, erfrischenden, rassigen Weinen, etc. Nun, dann werden sie diesmal zufrieden sein! Dieser Satz erhebt nicht den Anspruch, allein den Stil des Jahres 2019 zusammenzufassen, aber er offenbart einen Trend, den ich bei der Verkostung der Weine dieses Jahrgangs beobachten konnte.

Das Klima in 2019 – Text von Jacques Guinaudeau

Jacques Guinaudeau – Besitzer von Lafleur, in Pomerol.

„Noch vor einigen Jahren hätten wir das Klima des Jahrgangs 2019 als „untypisch“ bezeichnet. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Heute ist es ein Klima, das zur Gewohnheit wird! Die Klimaverhältnisse der letzten vier Jahre sind recht ähnlich charakterisiert durch

  •  Praktisch kein Winter,
  • Eine große Frühreife im Frühling,
  • Heiße und sehr trockene Sommer.

Wir sind empfindlich gegenüber dieser starken klimatischen Entwicklung. Unser gesunder Menschenverstand als Winzer hilft uns und unserem Team bei der Anpassung unserer Anbaupraktiken.

Das Klima des Jahres 2019 ist um markante Klimaverläufe herum aufgebaut. Der Winter und der Monat Februar sind besonders mild; die Böden sind warm und der Austrieb erfolgt früh. Der Monat Mai ist etwas kühler. Die Blüte ist homogen. Die Monate Juni und Juli sind sehr heiß, mit einer doppelten Hitzewelle Ende Juni und dann Ende Juli. Der Wasserstress legt sich dauerhaft. Obwohl der Monat August etwas kühler ist, erleben wir mit dem Jahrgang 2019 den heißesten Sommer der letzten 30 Jahre.“

Keine « En Primeurs » Kampagne

Angesichts der aktuellen Situation ist es natürlich notwendig, über die en Primeur-Kampagne zu sprechen, die den Bordeaux-Weinen des Jahrgangs 2019 gewidmet ist. Die Zusammenfassung ist simpel: Es gibt keine Kampagne! Nun, nicht wirklich. Die Folgen dieser schweren Pandemie sind vielfältig, und es ist völlig normal, dass alle Veranstaltungen im Zusammenhang mit den Verkostungen des Jahrgangs 2019 abgesagt wurden.

Keine UGCB-Weine im Primeurs Bericht 2019

Ich konnte einige der Weine der Mitgliedsweingüter der UGCB (Union des Grands Crus de Bordeaux) vor dem 16. März 2020 verkosten. In der Tat wurde aus Fairness gegenüber allen Medien und im Interesse einer koordinierten Kommunikation beschlossen, die Muster des Primeurs 2019 vorerst nicht zu präsentieren. Auf Wunsch der UGCB veröffentliche ich jedoch die Verkostungsnotizen und die diesbezüglichen Bewertungen nicht, um die Entscheidung der Union zu respektieren. Die Union wird informieren, sobald sie eine neue Entscheidung trifft.

Soll man En Primeurs 2019 verkosten?

Glauben Sie mir, diese Frage habe ich mir schon oft gestellt. Ist es trotz der aktuellen Situation unerläßlich, Bordeaux 2019 zu verkosten? Nein, ist es nicht. Hört die Welt auf sich zu drehen, wenn wir 2019 nicht kosten? Nein, tut sie nicht. Ist es also trotz aller Widrigkeiten notwendig, 2019 trotzdem zu probieren? Sie finden meine Antwort in den 638 Weinen, die in diesem Magazin vorgestellt werden. Wenn sich mehrere hundert Weingüter organisieren, um mir ihre 2019er vorzustellen, sollten man sich dann wirklich die Frage nach der Notwendigkeit stellen, die Weine zu verkosten?

Umstände des Lebens

Ich suche nicht nach dem Rampenlicht. Ich möchte nur eine Klammer öffnen und die wieder schnell schließen. Es geht um die enorme Trauer, die meine Frau und ich am 21. Februar 2020 im inneren Kreis unserer Familie erlebten. Klammer geschlossen. Am 2. März 2020 organisierte ich einen 4-tägige Bordeauxreise mit einem Geschäftspartner und leidenschaftlichen Weingenießer. Am 6. März 2020 nahm ich die ersten Verkostungen vor, ohne Unterbrechung bis zum 17. März, dem ersten Tag der Ausgangssperre.

Noch einmal, ich suche kein Rampenlicht, sondern möchte einen der vielen Gründe erläutern, warum ich mich entschlossen habe, meine Verkostungen fortzusetzen: vorwärts zu gehen, nicht in Traurigkeit oder Bestürzung zu verfallen, mich mehr denn je daran zu erinnern, dass das Leben, solange man da ist, gelebt wird, es geht weiter, unveränderlich. Die Banalität dieses Satzes „das Leben geht weiter“ hat wahrhaftigere Dimensionen angenommen als je zuvor. Wenn ich meine Zeit vom 6. März bis zum 18. April damit verbracht habe, so viele Weine zu verkosten, dann nur, damit das Leben weitergeht, aus Liebe und aus Leidenschaft für dieses einzigartige Getränk!

Große Welle der Solidarität und der Freundschaft

Bis zum 16. März lief alles mehr oder weniger normal. Ich konnte Weingüter besuchen und bei Önologen verkosten. Seit dem 17. März halte ich mich nun während der Ausgangssperre bei meinem Freund Gaetan Moreau von Château La Voûte in St-Emilion bzw. in St-Etienne-de-Lisse auf. Während dieser Zeit konnte ich sehr rührende Aktionen erleben, die von Menschen ausgingen, die sich meiner privaten Situation bewußt waren und die in einer außerordentlichen Welle der Solidarität gemeinsam beschlossen, so viele Fassmuster wie möglich einzusammeln und dabei die Regeln der Ausgangssperre auf menschlicher, logistischer und hygienischer Ebene zu respektieren. Verkosten ja, aber nicht um jeden Preis.

Alle Proben, die auf Château La Voûte geliefert wurden, wurden im Keller bei einer Temperatur zwischen 12 und 13 Grad mindestens 24 Stunden lang gelagert, bevor sie verkostet wurden. Dank der Beteiligung mehrerer Labors konnte ich unter optimalen Bedingungen gelassen arbeiten. Ich danke ihnen allen von ganzem Herzen, sehr aufrichtig, für ihre Solidarität und vor allem für den Einsatz im Interesse ihrer Kunden.

Aufmerksamkeit gewinnen?

Wenn es gelingt, mehr als 700 Proben Bordeaux 2019 zu sammeln, besteht eine Nachfrage für die Verkostungsnotizen. Und wenn ich sie erfüllen kann, dann tue ich das mit Leidenschaft und Respekt. Ich bin nicht darauf aus, Sichtbarkeit zu erlangen. Die Website yvesbeck.wine, die der Firma GlobalBeck Services GmbH angegliedert ist, hat viele Abonnenten, organisiert regelmäßig Reisen in die Bordeaux-Region und verkostet Weine aus mehreren Ländern Europas (Deutschland, Frankreich und der Schweiz), was mir erlaubt, meinen Beruf bzw. meine Leidenschaft zu leben.

Beckustator hat mehr als 48’000 Abonnenten in den verschiedenen sozialen Netzwerken und verzeichnet manchmal bis zu 400’000 Aufrufe pro Monat; die Sichtbarkeit, die ich deshalb mit der Veröffentlichung eines Berichts über Bordeaux 2019 anstreben könnte, habe ich bereits… und ich bin nicht der Typ, der immer mehr will, es sei denn, es gibt einen guten Wein 😉

Bordeaux Primeurs 2019 Magazin ist online

Das PDF-Magazin „Bordeaux Primeurs 2019“ wurde am 18. April 2020 veröffentlicht. Es enthält mehr als 630 Verkostungsnotizen und kann für nur 15,00 € über diesen Link heruntergeladen werden.