Primeurs Bordeaux 2020 - Yves Beck

Primeurs Bordeaux 2020 : Authentisch und Groß

Die Bordeaux 2020 Primeurs Verkostungen  heben die klassischen Bordeaux-Terroirs hervor

Neue Trilogie

Bordeaux 2020 vollendet eine neue Trilogie; das kommt selten zustande; die letzte Trilogie war 1988-1989-1990!

Mit 2018, 2019 und 2020 folgen drei Jahrgänge aufeinander, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Der 2018er hat Charme, der 2019er ist frischer und der 2020er besticht durch seine Kraft, Balance und Finesse.

Ist 2020 ein großes Jahr?

Ist das die passende Frage? Es gibt logischerweise mehrere Antworten; die erste, die handelsüblichere, wäre zu sagen: „offensichtlich, angesichts der Anzahl, der sehr großen Weine“. Die zweite, nuancierter: „Ja, aber!“ In der Tat, es ist nicht überall groß, denn wenn es so wäre, käme ein Ausnahmejahr in Frage. Fakt ist aber, dass es tatsächlich einige herausragende Weine gibt.

2020 ist authentisch, gelungen. Mehr denn je haben, die von den Winzern getroffenen Entscheidungen, einen bedeutenden Einfluss auf die Persönlichkeit der Weine, die dadurch an Charakter und Identität gewinnen.

 Strategische Entscheidungen

Schauen wir uns nun diesen Jahrgang etwas genauer an; ein milder Winter, ein regnerischer Frühling und dann ein heißer und vor allem sehr trockener Sommer.

Im Weinberg sind viele wichtige Entscheidungen gefallen, zum Beispiel bei der Entlaubung. Grundlegend waren auch die Erntetermine unter Berücksichtigung der Terroirs und Reifegrade. Bei der Lese wurde sehr gezielt aussortiert, zum Beispiel zwischen jungen und alten Reben.

Es ist davon auszugehen, dass sich diese Art von Jahrgang in den kommenden Jahren wiederholen wird. Entscheidungen und Reaktionen werden grundlegende Auswirkungen haben. Man wird den Dingen auf den Grund gehen müssen, was einige Leute bereits glänzend beherrschen!

Die Herausforderung des Jahres 2020

Im Jahr 2020 waren die Beeren klein und die Schale dick. Dies führte zu überdurchschnittlichen Tanninbelastungen, während der Säuregehalt niedriger als üblich war.

Bei der Extraktion musste darauf geachtet werden, die Intensität der Tannine zu kontrollieren. Im Jahr 2020 haben doch recht viele Weine Alkoholwerte unter 14% (bis auf Pomerol)… das ist eine sehr gute Nachricht, auch wenn das Wichtigste die Balance ist, unabhängig vom Alkoholgehalt.

In Pomerol deutet man gerne darauf hin, dass 2020 ein Merlot-Jahr ist. Die festgestellte Qualität bestätigt dies. Zusammen mit St-Estèphe ist Pomerol die beste Appellation. Im Falle dieser beiden Gebiete kann man sagen, dass sie hervorragend sind, genau wie eine ganze Reihe von Weinen aus St-Emilion.

Weitere gute bis top Erfolge gibt es in Pauillac, St-Julien und Margaux aber auch in Listrac und Moulis.

In St-Emilion sind es die lehmig-kalkigen Böden, genau wie in Castillon, die gut abschneiden. Die perfekte phenolische Reife und die Kalksteinböden sorgten für eine willkommene Frische. Das Gleiche gilt für Fronsac, das stark von seinen Kalksteinböden profitiert.

Auch Pessac-Léognan spielt vorne mit, vor allem dank der Rotweine… und beim Weisswein ändert sich einiges; wesentlich weniger Holz und mehr Frische. Es wurde aber auch Zeit!

Und nicht zu vergessen…

Zu oft werden leider Regionen wie Côtes de Bourg, Côtes de Blaye, Côtes de Francs, Entre-deux-mers und Graves nicht erwähnt. Dennoch hat jeder dieser Anbaugebiete gute bis hervorragende Weine.

Dasselbe gilt für Montagne-St-Emilion, wo die Lehm-Kalk-Böden dazu beigetragen haben, große Weine und sogar einige hervorragende Erfolge hervorzubringen!

Ja, es sind die traditionellen Regionen, die sich durchgesetzt haben. Diese klassischen Regionen, die Bordeaux so sehr zum Glänzen gebracht haben…. das Wort ist gefallen: klassisch! Will man 2018, 2019 und 2020 vergleichen, ist der Jahrgang 2020 der klassischste: Kraft, Frische und Finesse; kurzum, Bordeaux!


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Sauternes: das richtige Botrytis-Fenster finden

In Sauternes war das Jahr kompliziert. Die seltenen Botrytis Fenster stellten die Winzer auf eine harte Probe. Sie mussten Risiken eingehen, auf solche und solche Entscheidungen wetten… einige gewannen, andere verloren. Letztendlich gibt es einige große Sauternes und ich will meinen Respekt vor allen Akteuren dieser großartigen Region unterstreichen.

Zusammenfassung des Jahrgangs

    • Mehr als 700 mm zwischen dem 1. November 2019 und dem 31. März 2020, d. h. 300 mm mehr als der Durchschnitt von 1989-2019.
    • Stets Durchschnittstemperaturen über dem Durchschnitt mehrerer Jahre. Bis zu 3,1°C über dem Durchschnitt in den ersten beiden Februarwochen.
    • Nur 6 Nächte mit negativen Temperaturen.

Historisch milder Frühling im Einklang mit dem Winter

    • Auch im Frühling waren die Durchschnittstemperaturen immer noch deutlich über dem historischen Durchschnitt
    • Zwischen April und Juni fielen 135 mm Wasser mehr als üblich im gleichen Zeitraum. Es kam zu Hagelstürmen, die im Osten des rechten Ufers und im Entre-Deux Mers lokal zerstörerisch waren.

Trockener und kühler Sommer, günstig für das Wachstum der Trauben

    • Mitte Juni hörten die Niederschläge auf. Praktisch kein Regen im Juli.
    • Die Reifezeit fand in einem überdurchschnittlich warmen Umfeld statt, sowohl bei den Durchschnitts- als auch bei den Höchsttemperaturen. Es ist erwähnenswert, dass es eine ziemlich große Temperaturspanne zwischen Tag und Nacht gab, typisch für große Jahrgänge wie 2019, 2018, 2016, 2010 und 2009.

Agronomische Folgen

    • Die Regenfälle im August verzögerten zwar den Wassermangelstress, hatten aber keinen Einfluss auf die Größe der Trauben. Die heißen, trockenen und windigen Wetterbedingungen ab Mitte August führten zu einem deutlichen Verlust an Beerengewicht.
    • Die heißen Temperaturen waren sehr günstig für die Synthese von phenolischen Verbindungen (Tannine und Anthocyane) in den Schalen sowie für den Abbau von Pflanzenaromen (Pyrazin) in den Cabernets. Die Trauben waren reich an Polyphenolen und die Extraktionskapazität war gut.
    • Der besonders breite Temperaturbereich war günstig für die aromatische Ausprägung, sowohl bei den Weiß- als auch bei den Rotweinen.
    • Die trockenen und heißen Bedingungen verlangsamten die Akkumulation von Zucker in den Beeren. Auch die Sommerstürme brachten eine gewisse Verdünnung und so wurde der Säuregehalt beeinflusst. Er ist eher niedrig, was sich aber geschmacklich betrachtet, nicht feststellen lässt.
    • Die ersten Cabernet Franc und Sauvignon wurden ab Mitte September gelesen. Die technische Reife der Merlots wurde am 5. September erreicht. So folgte der Beginn der Lese am 10. September.

Reifepotenzial

Bordeaux 2020 zeichnet sich durch einen niedrigeren Gesamtsäuregehalt als üblich aus, wie bereits oben geschrieben. Das ist nicht unbedingt als positiv zu bewerten, aber paradoxerweise sind die realen Werte auf dem Papier im völligen Gegensatz zu dem Erlebnis am Gaumen.

Die große Mehrheit der Weine ist von einer ausgezeichneten Frische und Balance geprägt, und dokumentiert sehr eindrücklich, dass analytische Daten isoliert betrachtet, keinerlei Aussagekraft über den geschmacklichen Ausdruck eines Weines haben.

Auch die Harmonie zwischen den straffen, kraftvollen und gut integrierten Tanninen und der Säure der Weine ist mehr als überzeugend. Die Weine sind durchschnittlich 10 bis 30 Jahre lagerfähig, und selbstverständlich gibt es im Bezug auf diese Aussage Ausnahmen nach oben und nach unten.

Dank

Die Zusammenfassung für das Jahr 2020 wurde in Zusammenarbeit mit Michel Rolland und seinen Geschäftspartnern von Rolland Oenologie erstellt.

Die Verkostungen fanden sowohl in den Weingütern als auch bei verschiedenen Önologen statt. Wir bedanken uns bei : Eric Boissenot und sein Team in Lamarque, Hubert de Boüard Consulting in Montagne, Stéphane Courrèges in Bordeaux, Derenoncourt Consultants in Sainte-Colombe, Oenocentre in Pauillac, Oenoconseil in Pauillac, Oenoteam in Libourne und Rolland OEnologie in Catusseau.


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